„Nur das Ergebnis zählt“ wird häufig gesagt, wenn nur das Endergebnis zu sehen ist. Hier ist die mühevolle Kleinarbeit eines handwerklich arbeitenden Unternehmens oftmals kaum noch zu erkennen. Gerade im Bereich der Polsterung, dort wo der neue Stoff die alten Begebenheiten vollkommen bedeckt, bedingt die Ausführung das Ergebnis.
Eine Story aus dem Leben eines Friesensofas
„Ich kann mich sehr gut an das Sofa erinnern, als es noch bei meiner Großmutter in der Küche stand“, so der jetzige Besitzer. „Bei meiner Oma habe ich als kleiner Bengel immer meinen Nachtisch bekommen und saß dabei auf diesem Sofa“. Das war um 1960, kurz vorher hatten die Großeltern das alte Erbstück von 1921 aufpolstern lassen.
Von der Pike auf gelernt
Die handwerkliche Umsetzung einer solchen Polsterung wurde in dieser Zeit mit nachhaltigen Materialien umgesetzt, wie z.B. Jutestoff für die rückseitige Bespannung, als Polsterung kam Palmenstroh zum Einsatz und ein stabiler Federkern sorgte für eine gute Sitzfläche. Manches Kind erinnert sich sicherlich, dass dies die ideale Voraussetzung für oftmals unerlaubtes Springen auf den Möbeln war.
Bei Claus Bruns sorgen wir für eine lückenlose Dokumentation bei einer Restauration.
Das Friesensofa wurde auseinandergenommen, und die bestehenden Werkstoffe geprüft. In dieser Phase wird alles fotografisch dokumentiert. Der hauseigene Raumausstatter konnte die Materialien sorgfältig prüfen und für den Wiedereinsatz testen. Bei diesem Küchensofa war frühzeitig klar, dass Vieles ersetzt werden musste. Schließlich wurde es vor über 60 Jahren das letzte Mal aufgearbeitet.
Entkernen des Friesensofas
Wann sieht man schon einmal das Innenleben eines Polstermöbels?
In jedem historischen Möbel stecken Geschichten, die erst durch weiteres Nachfragen zu Tage kommen. Ein wenig verhält es sich dabei wie mit dem unter Stoff verdeckten Innenleben eines Polstermöbels. Wir haben unseren Kunden befragt und waren gespannt auf seine Geschichte. Er erzählt.
„Am 16. Februar hat meine Mutter Geburtstag. Es wurde gefeiert. Am späten Abend in der Nacht zum 17. Februar 1962 stieg das Wasser an der deutschen Nordseeküste. Eine Sturmflut überraschte die Bewohner Norddeutschlands. Unser Haus stand vor dem Deich - damals noch eine historisch gewachsene Begebenheit. Meine Mutter war in den Keller gegangen, um weiteren Sekt für die Feier zu holen. Hier bemerkte sie, dass Wasser im Keller stand. Sofort wurden alle Gäste informiert. Ich als kleiner Junge, lag schon lange im Bett, als ich von der Aufregung im Hause wach wurde. Mein Großvater nahm mich und setzte mich in eine warme Wolldecke auf das Friesensofa und sagte: „Junge, hier bist du sicher.“ Die Zuversicht, die mein Großvater dabei ausströmte, gab mit Sicherheit und ich blieb still an meinem zugewiesenen Platz sitzen.“
Der Wiederaufbau
Bei Claus Bruns werden alte Möbel nicht auf „neu“ bearbeitet. Hier soll jedes Möbel seine Geschichte wahren und die eigene Patina beibehalten. Nachhaltigkeit spielt dabei eine wichtige Rolle. Hochwertige Hölzer wurden für langlebige Holzgestelle genutzt, mitunter arbeiten wir hier mit unserer Tischlerei zusammen, um diese Holzgestelle weiterhin zu nutzen. Eine der Grundlagen für langlebige Möbelherstellung.
Mit der Gurtung geht es los. Die Jutegurte werden in das Untergestell gespannt. Auf die Gurtung wird der Federkern aufgebaut. Die Federn werden viermal gefasst, damit sie zu keiner Seite ausbrechen können. Weitere Bindungen sorgen für einen festen Halt. Dann folgt das Federleinen, das über die Federn gespannt wird. Jetzt kommt die Polsterung mit getrockneter Palmfaser, das Afrik - eine Blattfaser der afrikanischen Zwergpalme, aus der die Sitzfläche des Sofas und die Rücklehnen erarbeitet werden. Über diesen Aufbau wird ein passender Sitzschaumstoff und für den Rücken ein weicher Schaumstoff gelegt. Zwischen dieser Schicht und dem späterem Bezugsstoff wird ein Wattevlies gespannt, der alle noch sichtbaren Holzelemente ebenfalls überdeckt. Mit Schablonen wird nun die Form des Möbels zunächst für das Weißpolster abgenommen. Dieses Polster ist die letzte Schutzpolsterung bevor der neue Bezug hergestellt wird. Mit dem Weißpolster kann bereits die Spannung und Straffung der Polsterung erzielt werden, was den späteren Bezug schont.
Unser Kunde berichtet, wie es am Tag nach der Sturmflut weiter ging: „Am 17. Februar 1962 sah man bei Tageslicht die Ausmaße der Sturmflut. Hier am Jadebusen sind keine weiteren großen Schäden entstanden. Bei Schillig brachen die Deiche. In Hamburg hatte die Sturmflut allerdings schwere Folgen. Die Presse berichtete tagelang. Sturmflut bedeutet an der Küste auch immer gute Nachbarschaft und einen großen Zusammenhalt mit viel Hilfsbereitschaft. Mit unserem Haus vor dem Deich, hatten wir nur den Wassereintritt im Kellerbereich. Am nächsten Tag habe ich mit meinem Vater den Keller leer gepumpt.“
Der Bezug
Aus einer Vielzahl von Stoffen hat der Kunde die Möglichkeit den passenden Stoff auszuwählen. Wir bei Claus Bruns verarbeiten hochwertige Stoffe für eine lange Lebensdauer. Gerade bei Sitzmöbeln, insbesondere im Alltagsgebrauch, sind diese Eigenschaften wesentlich. Ob Leder oder Stoff, im Hause Claus Bruns werden beide Materialien verarbeitet. Mit Postamenten oder wie in diesem Fall kleinen Kissen runden wir das Angebot ab.
Das Friesensofa
Als Kind auf dem Friesensofa und heute in der gemütlichen Ecke des Wohnzimmers. Hier werden schöne Stunde mit spannenden Büchern verbracht. Unser Kunde erzählt uns: „Meine Tochter hat ihre ersten Lebensjahre in der Wohnküche auf diesem Sofa verbracht. Zunächst in der Babywippe und dann mit einem zusätzlichen Kissen als Sitzgelegenheit. Hier lag das Spielzeug und hier wurde auch der Mittagsschlaf gehalten. Mich begleitet das Sofa ein Leben lang. Später wird es an die nächste Generation übergeben.“